Der Alltag kehrt ein

Hallo zusammen,

 

nach langer Zeit ohne Bericht wird es nun endlich mal wieder Zeit, dass ich mich aus Hohenau melde! In der Zwischenzeit ist hier einiges passiert. Aber alles nacheinander.

 

Unter der Woche kehrt so langsam ein Alltag ein und man hat sich in jetzt genau 2 Monaten (so schnell vergeht die Zeit!!) schon sehr gut hier eingewohnt. Die Arbeit macht immer noch viel Spaß und wird auch immer abwechslungsreicher. Zum Beispiel durfte ich in den letzten Wochen der Köchin im Internat öfters helfen. Hab mir auch schon ein Rezept eines einheimischen Essens geben lassen. Die Sprache wird auch immer besser und in der Zwischenzeit verstehe ich schon sehr viel. Das Reden fällt mir manchmal noch schwer aber auch das ist schon viel besser geworden!

Neben dem Alltag ist aber in den letzten 3 Wochen viel passiert.

 

Vor genau 3 Wochen bin ich abends mit zwei Leuten aus Hohenau Pizza essen gegangen. Die beiden waren schon etwas älter als ich und es hatte auch einen Grund, dass wir Pizza essen waren. Erstmal noch zu erwähnen, dass sie mich gegen 19 Uhr holen wollten. Das wurde dann aber von ihnen auf 21:30 verschoben. Pünktlichkeit wird hier nicht sehr groß geschrieben, also hatten wir fast ein Mitternachts-Pizza-Essen. Nun zum eigentlichen Grund des Treffens. Der Mann ist Handballtrainer in einer Stadt nahe zu Hohenau und hat über den Direktor des Kinderdorfs mitbekommen, dass ich Handball spiele. Er hat mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihm als Handballtrainer zu helfen. Natürlich habe ich mit Freude zugesagt und so werde ich jetzt bald das erste Mal mit ihm zum Handballtraining gehen. Bin schon sehr gespannt, wie hier Handball trainiert und gespielt wird. Er wollte mir sogar Geld dafür anbieten, dass ich helfe, das habe ich aber abgelehnt. Den ganzen Abend waren er und seine Frau sehr interessiert über den Handball in Europa und haben sich zum Beispiel sehr gefreut, als ich ihnen ein Bild von meinem letzten Team gezeigt habe. Freue mich schon sehr auf die Zeit, wenn ich auch als Handballtrainer hier arbeiten darf!

 

Das Wochenende darauf ging es dann wieder nach Asuncion in die Hauptstadt, um weiteres mit dem Visum zu klären. Ich habe mich sehr gefreut, die anderen Freiwilligen wieder zu sehen. Mit dem Visum in der Migrationsbehörde war das alles gar nicht so einfach. Die haben uns ewig nicht verstanden was wir wollten und wollten uns irgendwas anderes geben, nur damit es billiger ist. Mit dem hätten wir aber nicht reisen dürfen. Nach sehr langer Zeit haben sie uns dann endlich verstanden was wir wollen. In ein paar Wochen müssen wir dann jetzt aber nochmal nach Asuncion um den Stempel für den Pass abzuholen. Sehr stressig alles aber so sehen wir die anderen nochmal.

 

In der Zwischenzeit habe ich jetzt auch das erste Mal nach sehr sehr vielen Wochen wieder etwas Sport gemacht. Da man bei der jetzt schon vorhandenen Hitze nicht draußen joggen kann bzw nur sehr früh morgens, wo mir aber ehrlich gesagt die Motivation fehlt, habe ich mich in einem Fitnessstudio angemeldet. Dieses ist direkt gegenüber vom Kinderdorf und so kann ich dort ein paar Mal in der Woche joggen und Sport machen. War nach den vielen Wochen das erste Mal ein sehr gutes Gefühl!

 

Dann sollten die Tage kommen, in denen jetzt bisher in meiner Zeit in Hohenau am meisten passiert ist.

 

Erst kam letzte Woche der Koordinator aller Freiwilligen aus Buenos Aires zu uns nach Hohenau. Die Koordinatorin und er besuchen alle Freiwilligen zweimal im Jahr und letzte Woche kam er nach Paraguay. Am Abend waren wir noch zusammen essen und am nächsten Tag hat er dann mit den Projektleitern und mir aber auch im Einzelgespräch mit mir gesprochen. Er hat mich gefragt wie die Arbeit ist, ob ich mich gut eingelebt habe und noch vieles mehr. Ich glaube er hat gemerkt, dass es mir echt super geht hier. War auch echt dankbar, dass er gekommen ist, auch wenn es keine Probleme gibt.

 

Am nächsten Tag abends hat dann in Hohenau ein sehr großes Fest angefangen. Die Fiesta de las Collevtividades. Hier in Hohenau gibt es sehr viele Leute, die aus verschiedenen Ländern kommen bzw Vorfahren haben, die hier nach Hohenau ausgewandert sind. Japaner, Belgier Schweizer und auch Deutsche und dann gibt es die Fiesta, an der jedes Land einen Stand hat mit typischem Essen und typischen Getränken. Zuvor hat alles mit einem großen Umzug angefangen, wo die Königinnen eines jeden Landes vertreten waren. Am Ende des Festes wird dann eine Königin gekürt. Im deutschen Teil sind die Leute mit Lederhosen und Dirndl rumgelaufen und es lief Volksmusik. War sehr schön, der Umzug. Später sind dann alle zum eigentlichen Fest und ich habe dort im deutschen Biergarten eine Wurst mit Kartoffelsalat gegessen. Sehr lecker!! Schade, dass wir am Wochenende nicht da waren und das Fest nicht weiter verfolgen konnten... 

 

Aber das Wochenende sollte auch ohne die Fiesta in Hohenau super werden und wird in Erinnerung bleiben. Ich habe in einem vorigen Bericht davon berichtet, dass wir für die Organisation "TECHO", die Häuser für Arme baut, Spenden gesammelt haben. Und an diesem Wochenende wurden die Häuser gebaut und wir waren dabei! Freitag Abends sind wir nach Encarnacion, der nächsten größeren Stadt zu Hohenau, gefahren. Dort haben sich alle Freiwilligen in einer Schule getroffen. Danach wurden wir aufgeteilt und in andere Schulen gebracht, die näher an den Einsatzstellen waren. Nach einer Nacht auf dem kalten Schulboden eines Klassenzimmers ohne Matratze oder ähnlichem ging es dann am nächsten morgen um 7 Uhr auf einem Laster los. Wir sind dahin gefahren, wo heute und morgen 20 Häuser für 20 Familien gebaut werden. Zunächst mussten wir alle Teile des Hauses zum Ort bringen, wo das Haus gebaut wird. Zu fünft werden wir mit Hilfe des Vaters der Familie das Haus bauen. Zunächst wurden die Stützen in den Boden gesetzt. Bis alles abgemessen war und auf gleicher Höhe war, ging sehr viel Zeit vorbei... Am Samstag haben wir dann nur den Boden geschafft. Abends saßen wir noch zusammen mit den anderen Freiwilligen und man konnte sich unterhalten und auch neue Leute kennen lernen. Gar nicht so leicht auf spanisch aber es hat funktioniert. 

Am nächsten Tag ging es weiter und es sollte sehr eklig und kalt werden, da es den ganzen Tag geregnet hat... Egal! Wir haben das Haus heute fertig gebaut. Zunächst die Wände und später das Dach. Die Familie war sehr sehr glücklich am Ende des Tages und wir waren alle sehr am Ende, da das Wochenende doch sehr anstrengend war. Als Erinnerung bleibt mir dann auf jeden Fall das Bild mit dem Sohn der Familie im fertigen Haus! Sehr schönes Wochenende! Ich werde auf jeden Fall bei der nächsten Konstruktion wieder mitmachen...

 

Sehr viel passiert in den Wochen und so geht es vermutlich auch weiter! Auf ein Asado (Grillfest) in Encarnacion mit den Leuten von Techo folgt ein Bierfest in Hohenau, zu dem ein Musikverein aus der Nähe von Stuttgart kommt, und danach geht es dann nochmals nach Asuncion.

 

Ich werde berichten! Für heute war es das aber!

 

Liebe Grüße aus Hohenau bei angenehmen 30-35 Grad im Frühling...

 

 

 

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Vater (Mittwoch, 28 Oktober 2015 07:55)

    Hi Felix

  • #2

    Vater (Mittwoch, 28 Oktober 2015 08:04)

    Toller Bericht. Bin schon gespannt auf die Rezepte - vielleicht können wir dann mal ein paraguayisches Dinner gemeinsam kochen.
    Liebe Grüße
    Papa

  • #3

    Birgit (Mittwoch, 28 Oktober 2015 08:15)

    Hallo Felix!
    Kein Wunder, dass Dir nach diesem Wochenende in Encarnacion alles weh getan hat!
    Zwei Tage körperliche Arbeit, teils bei Regen, auf dem Boden schlafen ... das ist schon anstrengend!
    Aber euer Ergebnis kann sich sehen lassen! Und das Gefühl, das für diese Menschen dort geleistet zu haben, ist bestimmt toll und wird Dir immer in Erinnerung bleiben!
    Liebe Grüße, Mama

  • #4

    Joogl (Mittwoch, 28 Oktober 2015 20:46)

    Coole Geschichten. Und schaffen hat noch keinem geschadet...! Grüße aus ES von Deinen 4H's