Die ersten Tage in Hohenau

Hallo zusammen,


mal wieder ein kleiner Zwischenbericht aus Hohenau. In der Zwischenzeit sind wir schon mehr als eine Woche in Paraguay. Die Zeit vergeht hier so schnell!


Habe nun auch die erste Woche im Internat gearbeitet. Mein Wochenplan ist sehr abwechslungsreich. Montag und Mittwoch Morgen begleite ich eine Deutschlehrerin in den Deutsch-Unterricht am Internat. Letzten Mittwoch hat sie die Prüfungen bei den Schülern der Primaria (1.-6. Klasse) abgenommen. Das läuft ein bisschen anders ab, als ich das gewöhnt bin. Es herrscht eigentlich dauerhaft Unruhe und die Tests werden sogar von Pausen unterbrochen. Für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Dienstag und Donnerstag Morgen helfe ich dem Hausmeister des Internats. Letzte Woche musste ich zum Beispiel streichen. Ich denke, dass ich in Zukunft aber nur noch einmal helfen werde, da es dem Hausmeister schwer fällt für zwei Personen Arbeit zu finden. Nachmittags bin ich immer mit den Schülern vom Internat beschäftigt. Dienstags und Donnerstags habe ich eine kleine Nachhilfegruppe, mit denen ich Deutsch lerne. Ansonsten mache ich vorerst das, auf was die Kinder Lust haben. Mittwochs gehe ich mit den Jungs immer Fußball spielen. Unten lade ich dann auch noch zwei Bilder vom Internat hoch. Das Gelände ist wirklich toll und es gibt sogar einen Pool für die heißen Sommertage, die noch kommen werden. Freitags bin ich dann im Kinderdorf. Dort sind auch die zwei Lauras die ganze Woche über. Mal schauen, was da auf mich zukommt, da ich diesen Freitag noch frei hatte.


Ansonsten ist in der Zwischenzeit schon etwas mehr passiert. Einen Abend hat uns der Direktor vom Kinderdorf mit nach Encarnacion genommen, der nächst größeren Stadt zu Hohenau. Dort fließt ein großer Fluss, gleichzeitig der Grenzfluss zu Argentinien, vorbei und der Direktor hat uns dort am Strand für eine Stunde rausgelassen. Wir waren dann sogar solange bis die Sonne unterging, was sehr schön und beeindruckend war! Hier werden wir bestimmmt öfters vorbeikommen, wenn es im Sommer heiß ist und uns im Fluss abkühlen.


Als ich letzten Donnerstag vom Internado ins Kinderdorf kam, haben mich 3 Jungs von dort gefragt, ob ich mit Eis essen gehen möchte. In Paraguay war an diesem Tag "Tag des Eises" und es gab in den Eisdielen gratis Eis. War sehr schön zu sehen, mit welcher Freude die Jungs sich bis zu 8 mal Eis geholt haben. Bei mir hats auch immerhin zu 4 Kugeln gereicht. Auf dem Rückweg mit dem Auto lief dann das Lied "El Perdon", was hier in Paraguay rauf und runter gehört wird. Alle Jungs im Auto haben mit voller Kraft mitgesungen und sich richtig gefreut. Hat einen richtig berührt, wenn man darüber nachdenkt, dass alle Jungs im Aldea (Kinderdorf) sind, weil sie eine schlimme Vergangenheit und Probleme zu Hause hatten. Von deren Freude können viele Leute lernen! Die Jungs haben einen auch irgendwie richtig ermutigt fürs Jahr.


Außerdem haben wir uns diese Woche noch ein Fahrrad gekauft, dass wir in Hohenau mobil sind. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier nämlich so gut wie gar nicht. Und wenn, dann muss man auf einen Bus ewig warten, da dieser kommt, wann er halt kommt. Abfahrtszeiten gibt es nicht. Aber mit einem Fahrrad kann man das dann gut kompensieren.


Heute waren wir den ganzen Tag Spenden sammeln für eine Organisation, die Techo heißt. Techo sammelt Geld um Häuser für Arme zu bauen. Also haben wir mit vielen anderen Jugendlichen aus Hohenau Geld gesammelt. Dazu standen wir auf der Straße und haben immer gewartet bis die Ampeln rot wurden und sind dann zu den Autos gelaufen und haben die Leute gefragt, ob sie Spenden möchten. Für mich war es nicht zu erwarten, dass so viele Leute spenden. Und vor allem Leute, denen man angesehen hat, dass sie selber nicht viel haben. Die haben öfter gespendet als die, die mit großem Mercedes vorbeigefahren sind. Auch war echt cool, dass an dem Tag nur Jugendliche Spenden gesammelt haben. So sind wir dann auch in Kontakt mit einigen aus Hohenau gekommen. Wer denkt, dass es das jetzt schon war mit dem Einsatz für Techo, der liegt falsch. Heute wurde nur Geld gesammelt. In ein paar Wochen helfen wir dann auch die Häuser aufzubauen. Wirklich eine super Organisation!


Viel ist diese Woche passiert und so wird es bestimmt weitergehen. Ich melde mich dann nächste Woche wieder.


Liebe Grüße aus Hohenau.

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Kommentare: 2
  • #1

    Opa Schnait (Sonntag, 06 September 2015 20:51)

    Hallo Felix, danke für Deinen tollen Bericht. Bei so viel Aktivitäten und den Eindrücken, die Du vom Land und den Menschen gewonnen hast, vergeht die Zeit doch sehr schnell.
    Der Umgang mit den Kindern bringt Dir sicher viel Spaß. Ich kann mir gut vorstellen, mit wie viel Freude und Begeisterung deine Kinder bei der Sache sind. Wenn Du einmal eine Gitarre in die Hand nimmst um mit ihnen zu singen, dann geht die Post sicher richtig ab.
    Ein super Fahrrad hast Du Dir auch schon angeschafft, Klasse!
    Seit Du in Paraguay bist, höre ich über mein Internetradio regelmäßig "Radio Deutschland" aus Paraguay. Ich war total überrascht, als ich am vergangen Sonntag einen Gottesdienst in deutscher Sprache gehört habe. Es wird immer wieder in deutscher Sprache gesendet, da in der Region Chaco deutschstämmige Menschen leben, die ihre Sprache, auch in Plattdeutsch, hoch halten. Bei den Menschen handelt es sich in erster Linie um eine Glaubensgemeinschaft -Mennoniten-, die ursprünglich aus Deutschland nach Russland übersiedelt sind. Während der Stalin Herrschaft wurden diese Menschen verfolgt und sind nach dem 2. Weltkrieg über Deutschland nach Paraguay ausgewandert.
    Lieber Felix, ich wünsche Dir weiterhin viel Freude und grüße Dich auch von Oma ganz herzlich.

  • #2

    Uli Dippon (Montag, 26 Oktober 2015 22:37)

    Scheint ja ganz nett zu sein. Wünsche Dir eine tolle und interessante Zeit! Uli